Interview mit Ancillo Canepa zum Saisonstart

Ancillo Canepa zuerst vielen Dank, dass Du Dir kurz vor dem Saisonstart die Zeit nimmst für dieses Gespräch. Das Interview wird auf der Webseite des Fanclub Letzi unter www.fanclubletzi.ch publiziert.

In 3 Tagen beginnt die neue Saison mit dem Derby gegen GC. Bist Du schon etwas nervös?
Nein das nicht, etwas angespannt schon. Die Vorfreude auf das Deby macht sich bemerkbar bei mir.

Blenden wir kurz zurück in die Saison 2015/16. Wann hattest Du das erste Mal Angst, der FCZ könnte absteigen?
Ich würde da nicht von Angst reden, aber klar, wenn ich die Fehler sah, die das Team machte, die Tore die wir oft dumm und in letzter Sekunde kassiert hatten oder unglückliche Interventionen, die zu einem Penalty führten ect. Ich hatte da irgendwann schon dumpfe Gedanken, dass sich der Fussballgott gegen uns verschworen haben musste.

Wie war das für Dich nach dem letzten Spiel und der endgültigen Entscheidung? Ich z.B. blieb noch eine Weile allein im Stadion, brauchte Ruhe und konnte kaum schlafen. Ich erinnerte mich an 1988 wo der FCZ letztmals abstieg. Was ging dir da durch den Kopf? Konntest Du da noch schlafen?
Ich wusste ja vor dem Spiel, dass wir es nicht mehr aus eigener Kraft schaffen konnten und als St.Gallen bald mal zurücklag, war es gelaufen. Es war traurig all den Frust und die Enttäuschung der Leute zu spüren. Das Einschlafen klappte, ich hatte den grösseren Schock als ich am anderen Morgen erwacht bin und realisierte, dass wir abgestiegen waren.

Gab es für Dich nach dem Abstieg auch den Gedanken alles hinzuschmeissen und zu gehen?
Nein überhaupt nicht, im Gegenteil ich entwickelte sofort mit Heliane die Strategie wie es weitergehen soll. Es mussten viele Dinge in die Wege geleitet werden. Es gab für mich nur eines, den sofortigen Wiederaufstieg mit allen Mitteln anzustreben und alle Kräfte auf dieses Ziel zu bündeln.

Du hast nach dem Abstieg den FCZ strukturell so weitergeführt wie wenn er in der Super League Spielen würde. Wieviel Geld hat Dich die Saison in der Challange-League gekostet?
Es ist klar, dass auf der Einnahmenseite die Erträge aus Sponsoring und TV massiv zurückgingen. Bei den Tickets senkten wir auch die Preise, immerhin haben das die Fans belohnt und wir konnten mehr Karten verkaufen. Die Gruppenphase in der Europa League hat uns finanziell noch geholfen. Im Nachhinein muss man sagen, dass wir mit der hohen TV-Präsenz (fast alle Spiele waren im TV zu sehen), im Sponsoring mehr hätten verdienen können.

Wie hast Du den Wiederaufstieg gefeiert. Der FCZ stieg ja auf an einem Tag wo er selbst nicht spielte?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn verschlafen. Da das Spiel Schaffhausen – Xamax nicht am TV kam habe ich es am live Ticker verfolgt und bin dabei eingeschlafen. Heliane weckte mich nach dem Spiel und sagte mir das Resultat. Es kam eine Genugtuung auf. Ich bin aber nicht gleich singend im ganzen Haus rumgerannt. Das letzte Heimspiel, mit der Pokalübergabe für den Challange-League-Meister, empfand ich dann als schönen Saisonabschluss in einem würdigen Rahmen.

Wie bist Du mit der bisherigen Transferzeit (das Transferfenster ist ja noch offen) zufrieden?
Ich bin zufrieden, wir haben mit Pa Modou, Mich Frei, Victor Palsson 3 erfahren Spieler geholt die uns weiterbringen. Zudem konnten wir mit Jassin Maouche ein vielversprechendes Talent verpflichten. Das Transferfenster ist ja noch nicht geschlossen. Wir gehen aber davon aus, dass wir keine Spieler mehr abgeben werden. Für die Innenverteidigung suchen wir noch einen Spieler, allerdings machen wir nur etwas, wenn dieser besser ist, als die Spieler die wir bereits haben. Wir erhoffen uns auch Fortschritte von den jungen aus der Nachwuchsabteilung wie z.B. Kevin Rüegg oder Fabian Rohner

Mit Oliver Buff verliess ein „Ur-FCZler“ den Club den viele gerne weiterhin gesehen hätten. Warum?
Er wollte, wie viele Spieler, den Schritt ins Ausland machen. Nach 7-8 Jahren im FCZ bringt ihn eine Luftveränderung, sozusagen weg von zu Hause, sicher weiter. Real Saragossa ist ein ambitionierter Verein, wo er sich zeigen kann. Das Ganze ging harmonisch über die Bühne.

Wie die Wahl zum „Spieler der Saison“ mit Alain Nef zeigt mögen die Fans gerne eigene Spieler die als Integrationsfiguren wirken. Wie siehst Du das?
Ja das glaube ich schon. Das heutige Fussballgeschäft ist kurzlebiger, deshalb gibt es kaum noch Spieler die über 10 Jahre im gleichen Verein spielen. Wir freuen uns, wenn wir eigen Spieler aus dem Nachwuchs ins Team nehmen können, die dann solche Identifikationsfiguren werden können.

Der FCB holt jeweils seine „Basler“ nach der Auslandskarriere wieder zum Club zurück. Wäre für Dich eine Rückkehr von Dzemaili oder Abdi ect. auch denkbar?
Ja klar ist das denkbar. Ich habe auch schon Gespräche geführt mit solchen Spielern z.B. mit Admir Mehmedi und auch anderen. Es ist halt schwierig, solange diese Spieler in einer grossen Liga spielen, sind sie nicht zu haben. Danach muss man immer abwägen, ob ein solcher Spieler die Mannschaft auch wirklich noch weiterbringen kann, Blerim Dzemaili z.B. hat jetzt für 4 Jahre in den USA unterschrieben und ist nachher 35 oder 36.

Ab und zu kommt immer mal wieder das Thema Fusion auf, gerade wenn es einem der Zürcher Clubs nicht gut geht. Gab es während Deiner Amtszeit mal Gespräche mit GC zu diesem Thema? Falls ja aus welcher Ecke wurden die getrieben?
Nein es gab nie konkrete Gespräche, von unserer Seite sowieso nicht, aber Repräsentanten von GC sprachen auch schon mal von dieser Idee. Ich kann aber sagen, dass wir zur GC-Leitung ein gutes Verhältnis haben und gerade beim Stadionprojekt oder in Sicherheitsfragen gemeinsam auftreten. Wir haben ja kürzlich auch zusammen eine Betriebsgesellschaft für das neue Stadion gegründet.

Stichwort FCZ Frauen, das Team darf ja wegen der Pleite von Neuenkirch dieses Jahr trotzdem an der Champions League teilnehmen. Wie hoch ist eigentlich das Budget der FCZ-Frauen und wie stehen da die Ein- und Ausgaben gegenüber?
Der Aufwand für die FCZ-Frauen liegt im hohen 6-stelligen Bereich. Die Einnahmen beim Frauen-Team sind eher bescheiden. Die Vermarktung ist schwierig. Es verbleibt also ein Minus am Ende.

Wie ist der neuste Stand bezüglich Trikotsponsor?
Wie ich schon oft gesagt habe, wir verschenken beim FCZ nichts, deshalb hatten wir keinen Trikot-Sponsor in der abgelaufenen Saison. Für diese Saison stehen wir mit einem Partner in fortgeschrittenen Verhandlungen. Es ist auf dem Platz Zürich nicht einfach, grössere Firmen zögern, weil sie Angst haben einen Teil der Bevölkerung zu verärgern. Ich habe schon mal einem vorgeschlagen, er könne ja beide Clubs Sponsoren, wie das in Glasgow auch schon gemacht wurde.

Wie verlief der Verkauf der Saisonkarten?
Ich habe aktuell keine Zahlen. Es sind aber klar mehr als in der letzten Super League Saison und auch mehr als letzten Saison. Die Fans honorieren unsere Preispolitik. Vor allem der Discount für die Saisonkarteninhaber der letzten Saison fand grossen Anklang.

Was ist das Saisonziel des FCZ nach dem Wiederaufstieg?
Ich möchte nicht Arrogant klingen aber Ziele müssen ambitioniert sein. Das Ziel heisst Europa-Cup Qualifikation was mit dem 4 oder 5 sowie allenfalls über den Cup erreicht werden kann.

Wagst Du noch einen Resultat-Tip für das Derby am Sonntag?
Ja das ist so eine Sache mit Resultattipps. Ich spüre das in der Nase und habe jeweils auch ein Bauchgefühl, also sagen wir es so Nase und Bauch sind positiv.

Interview: Markus Imbach

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.