Thomas Bickel zum Start in die 2. Saisonhälfte

Thomas Bickel zuerst vielen Dank, dass Du Dir kurz vor dem Start in die 2. Saisonhälfte die Zeit nimmst für dieses Gespräch. Das Interview wird auf der Webseite des Fanclub Letzi unter www.fanclubletzi.ch publiziert.

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In 3 Tagen beginnt die 2. Saisonhälfte. Wie ist Deine Gefühlslage so kurz bevor es wieder losgeht?
Das ist schwierig zu sagen, bevor es losgeht weiss man nicht so recht wo man steht. Die Resultate der Vorbereitungsspiele helfen da nicht, Du kannst alles gewinnen und der Start misslingt oder alles verlieren und der Start gelingt. Die Situation in der Tabelle ist auch ziemlich eng, ausgenommen Platz 1 und 2. Auf jeden Fall freuen wir uns alle, dass es wieder los geht.

Wie war die Vorbereitung auf die Rückrunde?
Die Vorbereitung verlief gut. Wir hatten gute Bedingungen. Es verletzte sich kein Spieler, alles lief nach Plan. Dass es gerade jetzt, wo es losgeht wieder winterlich wird können wir nicht beeinflussen und müssen wir so nehmen und das Beste daraus machen.

Was wurde speziell trainiert?
Zum einen wurde an der Athletik und der Fitness gearbeitet. Wir haben aber auch vieles im taktischen Bereich gemacht. Es gab Spiele in der Herbstrunde da haben wir die Balance zwischen offensive und defensive nicht gefunden.

Was macht eigentlich der Sportchef während dem Trainingslager, wenn Mannschaft und Trainer am Arbeiten sind?
Es gibt viele administrative Dinge zu erledigen. Ich nutze in einem Lager die Möglichkeit zum Beobachten, wie sich die Spieler im Training aber auch innerhalb der Gruppe verhalten u.s.w. Ich nutze die Zeit auch für Einzelgespräche mit Spielern.

Zum Abschluss der Vorrunde gab es zwei schmerzliche Niederlagen. Wurde dieser schwache Abschluss beim FCZ analysiert und zum Thema bei der Vorbereitung?
Indirekt schon. Es waren ja nicht nur die zwei Spiele am Schluss. Es gab schon davor zwischendurch Spiele, wo wir nicht gut ausgesehen haben. Wir haben deshalb im taktischen Bereich gearbeitet damit wir uns da verbessern können.

Bis am Dienstag schien beim FCZ alles ruhig, dann plötzlich die Meldung vom Abgang von Moussa Koné. Warum gibt der FCZ nur 2 Tage vor Transferschluss einen wichtigen Spieler ab?
Es ist klar, kein Trainer hat Freude, wenn eine solcher Spieler abgegeben wird. Wenn wir jedoch schauen, war Moussa oft nicht erste Wahl, sprich er spielte nicht von Anfang an. Er war deshalb auch nicht so zufrieden mit seiner Situation.

Ist man da als Sportchef machtlos?
Das kann man so nicht sagen. Es ist aber klar, dass der FC .Zürich ein Verein ist, der junge Spieler verpflichtet um diese weiterzubringen und später auch wieder weiterzugeben. Das ist Teil der Strategie.

Ich gehe mal davon aus Du hättest ihn lieber behalten?
Es gibt immer Gründe für eine Trennung und der Zeitpunkt ist nicht immer optimal. Für mich ist aber wichtig, dass unsere Spieler zu 100% Leidenschaft zeigen und sich mit dem FCZ identifizieren.

Ein solcher Transfer hat ja oft eine gewisse Signalwirkung, besteht nicht die Gefahr dass dann jeder einfach gehen kann, wenn er gerade möchte?
Man muss vorsichtig sein, ein solcher Transfer muss ruhig über die Bühne gehen. Es bringt letztlich nichts, wenn ein solches Theater herrscht wie zuletzt in Dortmund. Wenn ein Spieler seine Zukunft woanders sieht, bringt es meist nichts, ihn gegen seinen Willen behalten zu wollen. Beim FCZ planen wir, dass ein junger Spieler während zwei Saisons in der Super League eingesetzt wird und Erfahrungen sammeln kann, bevor er den nächsten Karriereschritt macht.

Wie lautet das Saisonziel nun für die Rückrunde?
Das Ziel ist Platz 3 zu verteidigen und wir wollen in den Cupfinal. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir aus der Challenge League kamen, wo wir den Aufstieg mehr oder weniger sicher erreicht haben. Vor diesem Hintergrund haben wir eine sehr gute erste Saisonhälfte gespielt.

Wie gross ist Dein Einfluss auf die Kaderplanung und Transfers des FCZ? Bist Du da nicht etwas im Sandwich zwischen Uli Forte als Trainer und der Familie Canepa als Geldgeber?
Das liegt in der Natur meiner Funktion. Aber ich lass mich nicht erdrücken (lächelt). Ich lernte mich auch durchzusetzen. Wir haben klare Abläufe und pflegen einen guten Austausch, der auf Vertrauen basiert. Es ist klar, dass es einfache ist, wenn alles funktioniert. Ich glaube, dass das gegenseitige Vertrauen mittlerweile so gross ist, dass es auch nach einer schlechteren Phase nicht gleich grosse Probleme gibt. Wir haben nicht immer die gleiche Meinung. Die Diskussionen sind teilweise hitzig. Das ist auch gut so, es braucht auch Emotionen. Wichtig ist dass wir dabei immer auch selbstkritisch bleiben. Am Ende geht es um das gemeinsame Ziel: den Erfolg des FCZ.

Was fällt sonst noch so alles in Deinen Zuständigkeitsbereich als Leiter Sport?
Das ist eine ganze Menge. Alle sportlichen Abläufe, die Kaderplanung und das Vertragswesen. Da gibt es diverse Treffen mit Spielern und Agenten. Ich schaue mir Spieler an, die für uns in Frage kommen könnten oder uns angeboten werden. Das ganze Talentmanagement, dazu will ich wissen wie es in der FCZ-Akademie läuft. Ich besuche 1-2 Trainings pro Woche, Dazu die Spiele der U21. Weiter bin ich auch für den Betreuerstab zuständig. Hier geht es auch darum immer möglichst optimale Lösungen zu finden, die uns weiterbringen. Wir haben in verschiedenen Bereichen noch Luft nach oben.

Wo steht der FCZ in 2 Jahren?
Ich kann nicht sagen wir werden dann Meister oder Cupsieger, vielleicht holen wir in diesem Jahr ja den Cup, Titel zu gewinnen ist nicht planbar. Wir müssen uns als Club weiterentwickeln, unsere Strukturen verbessern. Dazu gehört z.B. die Durchmischung der 1. Mannschaft. Der erfolgreiche Einbau der Talente aus unserem Topjahrgang 2001. Wichtig ist mir auch, dass alle mit Leidenschaft dabei sind und sich mit dem FCZ identifizieren. Das schärft die Wahrnehmung nach aussen. Die Infrastruktur muss ebenso verbessert werden, aktuell ist es nicht optimal mit der 1. Mannschaft in bei der Saalsporthalle, der Geschäftsstelle in der City und dem Nachwuchsbereich in Schwamendingen. Ein Zentrum mit allem am gleichen Standort muss das Ziel sein.

Nach Deiner Karriere als Fussballer warst Du einige Jahre aus dem Geschäft raus und warst u.a. in der Gastronomie aktiv. Was hat Dich bewogen, wieder ins Fussballbusiness einzusteigen?
Ich habe schon immer mal Dinge gemacht die vielleicht nicht so zusammenpassen. Als Junge war ich bis 16 Jahre als Junior aktiv und gab danach für 3 Jahre den Fussball auf, um dann mit 19 wieder einzusteigen und via FC .Biel den Sprung in die NLA zum FCZ zu schaffen. Ein solcher Weg wäre heute undenkbar. Von da her war also mein Abstecher ins Gastronomiegeschäft nicht so eine Sensation.

War der Wiedereinstieg nicht schwierig, oder hattest Du noch viele Kontakte von früher?
Ich hatte während meinen Jahren im Gastronomie-Business den Kontakt zum Fussball nie abgebrochen. Ich war auch dank der Mitgliedschaft beim Verein der Fussballlegenden mit dem Fussball verbunden geblieben. Es ging dann ja auch nicht von null auf 100 los. Ich machte zuerst Trainerdiplome, war dann für die FIFA tätig. Der Start beim FCZ begann dann als Scout und später als Talentmanager.

Wie wurdest Du beim FCZ aufgenommen?
Ich wurde gut aufgenommen, klar war meine Vergangenheit ein Thema und es gab auch kritische Stimmen. Ich wurde aber in Ruhe gelassen und konnte meine Arbeit erledigen.

Ich denke da eben vor allem an Deinen „unehrenhaften“ Abgang als FCZ-Spieler zum Erzfeind GC? Wo Du uns Fans noch kurz vor dem Transfer versprochen hast, nicht zu GC wechseln.
Ja ich weiss, damals. Es war eigentlich alles klar mit Servette und dann kam GC. Im Moment war mir das auch nicht so bewusst. Ich war damals noch jung, wollte erfolgreich spielen in der Nati dabei sein. Aus heutiger Sicht würde ich das wohl nicht mehr so machen. Als mir das mit der Zeit bewusst wurde, fühlte ich mich schlecht, vor allem auch weil ich es nicht geschafft hatte, dem FCZ zu helfen damals nicht abzusteigen. Ich verstehe, wenn Fans von damals sauer sind deswegen. Ich bin froh, dass ich nach dem Abstieg 2016 mit meiner Arbeit einen Beitrag für den sofortigen Wiederaufstieg leisten konnte.

Was macht Thomas Bickel wenn er nicht gerade für den FCZ am Arbeiten ist?
Hm eine gute Frage, eigentlich bin ich 7/24 immer am Arbeiten. Die Aufgabe fesselt und vereinnahmt mich. Meine Familie lebt in Spanien, wenn ich nach der Arbeit heimkomme, schaue ich mir oft Fussballspiele am TV an oder informiere mich über Spieler etc. Es ist klar, ein solches Engagement kannst du nicht ewig machen, aber im Moment stimmt das für mich. Der Job ist hochemotional . Wenn dir was gelingt, dann bist Du im hoch oder aber auch mal im tief, wenn es nicht so läuft wie du gedacht hast. Was mir wirklich wichtig ist: genügend und guten Schlaf zu haben. Ich brauche da meine 7-8 Stunden um ausreichend erholt zu sein, durchzechte Nächte sind nicht mein Ding. Ich habe keine Lust auf den „Day after“ am anderen Morgen.

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