André Breitenreiter, zuerst mal vielen Dank, dass Sie sich kurz vor dem Saisonstart die Zeit nehmen, meine Fragen zu beantworten. Das Interview wird auf der Webseite des Fanclub Letzi unter www.fanclubletzi.ch publiziert werden. Wir sind der älteste Fanclub des FC Zürich mit Gründungsjahr 1978.
Zuerst mal auch von unserer Seite herzlich willkommen beim FCZ und in der Schweiz. Wie haben Sie sich hier eingelebt?
Ich fühle mich beim Stadtclub nach den ersten eineinhalb Monaten bereits sehr wohl. Sowohl die Mitarbeiter im Verein als auch die Mannschaft haben mich sehr freundlich und positiv empfangen, was mir den Beginn zusätzlich erleichtert hat.
Was hat Sie bewogen als Trainer mit Erfahrung in der Bundesliga in die beschauliche Schweiz zu wechseln?
Die Verantwortlichen beim FCZ haben mir in den verschiedenen Gesprächen den Verein eindrücklich vorgestellt und mir dargelegt, weshalb ich für die Philosophie des Vereines der nächste FCZ-Trainer sein soll. Die Argumente haben mich vollends überzeugt und ich freue mich hier zu sein.
Was sind die grössten Unterschiede zwischen Ihren Trainerstationen in der Bundesliga und jetzt hier beim FCZ?
Natürlich ist das ganze «Drumherum» mit dem medialen Interesse in Deutschland etwas grösser. Zudem haben die Clubs auch aufgrund der Sponsoren- und TV-Gelder andere finanzielle Möglichkeiten. Bei meinen vorherigen Trainerstationen in Paderborn, Hannover und auch bei Schalke 04 haben wir etwas entwickelt, dies wollen wir nun auch beim FCZ machen.
Wie gut kennen Sie den Schweizer Fussball?
Ich habe den Schweizer Fussball über viele Jahre stets verfolgt. Auch international haben Schweizer Clubs immer wieder auf sich aufmerksam gemacht. Zudem war der FCZ vor nicht allzu langer Zeit auch in Leverkusen zu Gast, wo ich einen Einblick gewonnen habe.
Schaut man als Bundesligatrainer überhaupt auf so kleine Ligen wie diejenige der Schweiz?
Bereits in den ersten Tagen hier habe ich gespürt, dass sich der Schweizer immer etwas kleiner macht, als er ist. Gerade die EM hat gezeigt, dass die Schweizer Ausbildung und der Schweizer Fussball nicht schlecht sind, deshalb verfolgt man die Schweizer Liga auch in Deutschland.
Wie schätzen Sie das Niveau des Fussballs in der Schweiz ein?
Die Spieler in der Schweiz sind gut ausgebildet und sehr lernwillig. Da wir bisher nur Testspiele bestritten haben, ist ein abschliessendes Fazit zum Niveau des Fussballs noch schwierig zu treffen. Was ich sagen kann ist, dass wir die Tests trotz der intensiven Vorbereitung auf einem guten Niveau ausgetragen haben.
Wie ist die bisherige Vorbereitung auf die neue Saison verlaufen?
Wir haben eine äusserst intensive Vorbereitung mit zahlreichen Kraft- und Ausdauereinheiten hinter uns, in welcher wir den Spielern unsere Spielphilosophie vermittelt haben. Wir haben mit sehr viel Spass und Akribie trainiert und die Jungs haben sehr gut mitgezogen.
Gibt es Dinge auf die Sie in der Vorbereitung speziell Wert gelegt haben?
Inhaltlich lag der Fokus insbesondere auf dem Kraft- und Ausdauerbereich sowie in der Vermittlung unserer Spielphilosophie. Es war uns zudem wichtig, alle Personen und Spieler mit Begeisterung mitzunehmen und die Mentalität vorzuleben, die wir benötigen, um erfolgreich zu sein.
Die Resultate in den Testspielen waren sagen wir es mal so, ziemlich durchzogen, haben Sie keine Angst vor dem Saisonstart?
Die Resultate aus den Testspielen sollte man nicht zu stark gewichten, zumal sich der Club in einer Umbruchphase befindet und der Kader noch nicht komplett ist.
Der FCZ schoss verhältnismässig wenige Tore in den Testspielen, Woran liegt es?
Das ist bis auf den 6:1-Testspielsieg gegen den SC Kriens korrekt, allerdings kann man es auch umgekehrt betrachten, dass wir nur sehr wenige Tore erhalten haben. Wir arbeiten weiterhin hart, um uns sowohl offensiv als auch defensiv weiter zu steigern.
Vergangene Woche wurde mit Pollero ein Stürmer verpflichtet, wird man sich in der Offensive noch weiter verstärken?
Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen und Transfers sind noch bis Ende August möglich. Natürlich suchen wir auf bestimmten Positionen noch nach Verstärkungen.
Der FCZ hat vor Kurzem mit Marc Hornschuh einen Spieler verpflichtet der zuletzt gerade mal in der vierthöchsten Liga in Deutschland gespielt hat, kann ein solcher Spieler wirklich eine Verstärkung für den FCZ in der höchsten Schweizer Liga sein?
Marc hat in den Tests einen sehr guten Eindruck hinterlassen und wir sind überzeugt, dass er mit seiner Persönlichkeit und mit seiner Erfahrung eine wertvolle Ergänzung für unser Team ist.
Wird es in den nächsten Tagen und Wochen noch zu Abgängen oder Zuzügen kommen oder bleibt der aktuelle Kader so wie er ist?
Wie bereits vorhin gesagt, suchen wir auf bestimmten Positionen noch nach Verstärkungen. Die Transferperiode dauert noch bis Ende August.
Gibt es noch Positionen wo Sie sich eine Verstärkung wünschen würden?
Ich werde natürlich involviert, wenn es um die Profile für die Positionen geht, die wir neu zu besetzen haben. Dort sind wir in einem permanenten Austausch mit dem Präsidenten und dem Sportdirektor. Nach dem Kennenlernen der Mannschaft habe ich den Verantwortlichen auch meine Einschätzung mitgeteilt.
Wie lautet das Saisonziel für die bevorstehende Saison?
Wir befinden uns in einem Umbruch und der Kader ist noch nicht komplett aufgestellt. Erst wenn das der Fall ist, macht es Sinn über realistische Zielsetzungen zu sprechen.
Andre Breitenreiter wir möchten uns recht herzlich für dieses Interview bedanken und wünschen der Mannschaft und Ihnen viel Erfolg.
Interview: Markus Imbach