MARINKO JURENDIC zuerst vielen Dank, dass Du Dir kurz vor dem Start in die 2. Saisonhälfte die Zeit nimmst für dieses Gespräch. Das Interview wird auf der Webseite des Fanclub Letzi unter www.fanclubletzi.ch publiziert.
Was waren bisher Deine schönsten Momente und Erfolge in Deiner Karriere als Spieler, Trainer und Sportchef?
Diese Frage ist nicht ganz einfach. Ich täte einigen Vereinen und Menschen Unrecht, wenn ich die vielen schönen Momente und Erfolge unterschiedlich bewerten würde. Trotzdem gibt es einige bleibende Ereignisse, auf die ich gerne zurückblicke:
– Als Spieler: Aufstieg mit dem FC Thun (2002) in die Super League; Cupfinale mit dem FC Luzern (2005 gegen den FCZ), Aufstieg mit dem SC Cham (2007) in die Challenge League.
– Als Trainer: Aufstieg mit dem SC Kriens in die Promotion League sowie der Einzug ins Cup-Viertelfinale und auch die Zeit als Trainer des FC Aarau, wo ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte
– Als Sportchef: Der 13. Meistertitel im 2022 mit dem FC Zürich ist mit der schönste Moment in meinem bisherigen Fussballleben.
Schauen wir zuerst etwas zurück. Der FCZ hatte nach dem Meistertitel nicht nur eine kurze Pause, sondern mit den Qualifikationsspielen für die Champions und Europa League auch viele Spiele. Wie hat das Deine Arbeit im Sommer beeinflusst?
Nach dem Abgang von André Breitenreiter, seines Assistenten und des Videoanalysten Ende Mai galt es zuerst die wichtigste Aufgabe anzugehen: die Wahl des Cheftrainers sowie die Zusammensetzung des technischen Staffs. Diese Phase war herausfordernd, denn wir mussten gleichzeitig auch die Gespräche mit den potenziellen neuen Spielern finalisieren und uns auf den zusätzlichen europäischen Wettbewerb vorbereiten.
Was würdest Du im Sommer anders machen, wenn Du nochmals in dieser Situation wärst?
Ich gehöre nicht zu jenen, die sagen, die Vergangenheit interessiere nicht mehr, man lebe im Jetzt und für die Zukunft. Wer die Vergangenheit gut aufarbeitet, hat erfahrungsgemäss nicht die schlechteren Karten bezüglich Gegenwart und Zukunft. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit sind für die weitere Entwicklung entscheidend.
Beim Trainer lag man mit Franco Foda falsch und Du musstest mitten in der Vorrunde wieder auf Trainersuche gehen. Normal schauen wir ja eher im eigenen Land oder in unsren Nachbarländern Ausschau nach Trainern. Wie kamst Du auf BO HENRIKSEN?
Der FC Zürich und Franco Foda haben das Kapitel, das sie zusammen geschrieben haben, abgeschlossen. Wir haben bereits bei André Breitenreiter über unsere Landesgrenze hinausgeschaut. Bei der Wahl des Cheftrainers ist für uns entscheidend, dass er zum FCZ und unserer Philosophie als ambitionierter Ausbildungsverein passt. Bo Henriksen haben wir mit unserem Trainerscouting, unter der Leitung von Heinz Moser, entdeckt und uns ausführlich mit ihm befasst.
Am Samstag geht’s wieder los. Wie ist Deine Gefühlslage so kurz vor dem Start?
Ich freue mich auf das Spiel in Luzern. Ich hoffe natürlich, dass wir mit harter Arbeit auch das nötige Glück auf unserer Seite haben und uns mit einem guten Resultat belohnen.
Die Vorbereitung auf die 2. Saisonhälfte war ja wegen der WM speziell, weil diese durch die Feiertage unterbrochen wurde. Wie bist Du mit der Vorbereitung zufrieden?
Die lange Nationalmannschaftspause haben wir genutzt, um zunächst eine Evaluation der Vorrunde zu machen. In den beiden Vorbereitungsphasen im Dezember und im Januar konnte der Fokus nebst der inhaltlichen Fussballthemen besonders auf die Zusammenarbeit und die Abläufe im Staff sowie die Integration der neuen Spieler gelegt werden. Der letzte Eindruck aus den Testspielen ist positiv und die Energie und Verfassung des Teams stimmt mich zuversichtlich für die Rückrunde.
Hatten die Spieler über die Feiertage einfach frei oder erhielten Sie ein Fitness Programm?
Wir hatten die Winterpause in Phasen geteilt. Unmittelbar nach Ende Vorrunde hatten die Spieler zunächst trainingsfrei. Nach Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes Anfang Dezember folgte die Leistungsdiagnostik und eine Trainingsphase bis vor Weihnachten. Über Weihnachten und Neujahr erhielten die Spieler ein individuelles Trainingsprogramm, abgestimmt auf ihren aktuellen Leistungsstand. Am 02.01.2023 folgte die 2. Vorbereitungsphase.
In der Pause gab es bis jetzt 3 Transfers, Karol Mets wurde abgegeben und mit Afriyie und Simic kamen 2 Stürmer. Wurden diese Transfers auf Wunsch des Trainers realisiert oder gehören diese zur Strategie des Clubs?
Nebst diesen Transfers ist auch Stephan Seiler von der Leihe nach Winterthur zurückgekommen. Zudem haben wir mit Ramon Guzzo und Junior Ligue zwei weitere junge Nachwuchsspieler in den erweiterten Profikader aufgenommen.
Die Evaluation der Vorrunde fand in Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer statt. In der Sportkommission besprechen wir die Themen der Kaderplanung und treffen die Entscheide als Team und im Sinne unserer Strategie.
Sind bis zum Ablauf der Transferfrist noch weiter Wechsel geplant?
Die Kaderplanung ist ein laufender Prozess. Das Transferfenster ist bis 31. Januar (international) resp. bis 15.02.2023 (national) geöffnet. Weitere Kaderoptimierungen sind entsprechend möglich.
Mit Yanick Brecher ist nicht nur der Captain, sondern auch der Stammkeeper verletzt, schaut man sich da noch um betreffend einem Torhüter?
Nein. Yanick wird uns zeitnah wieder zur Verfügung stehen. Zudem haben wir Vertrauen in Zivko Kostadinovic, der auch in dieser Saison bewiesen hat, dass wir auf ihn zählen können.
Was macht eigentlich der Sportchef während dem Trainingslager, wenn Mannschaft und Trainer am arbeiten sind?
Zuerst schaue ich, zusammen mit dem Veranstalter und unserem Teammanager, dass die Organisation und Planung des Trainingslagers reibungslos abläuft. Nebst den Trainingseinheiten gibt es weitere Termine, welche die Mannschaft betreffen und die geplant werden müssen.
Daneben beobachte ich z.B. die Trainingseinheiten und damit verbunden die Integration und Entwicklung der Spieler. Zudem gibt es diverse Telefonate oder ich führe Gespräche mit Agenten oder Sportchef-Kollegen anderer Vereine.
Wie lautet das Saisonziel nun für den Rest der Saison?
Das oberste Ziel ist, uns in der Rangliste aus dem Abstiegsbereich zu entfernen. Dafür gehen wir die Aufgaben Spiel für Spiel an.
Wie gross ist Dein Einfluss auf die Kaderplanung und Transfers des FCZ? Als Sportchef bist Du da ja etwas im Sandwich zwischen dem Trainer, der seine Wünsche hat und den Ideen der Familie Canepa als Geldgeber?
Die Kaderplanung ist in meinem Verantwortungsbereich. Wie ich weiter oben gesagt habe, sind die Entscheide, welche die Kaderplanung betreffen, Teamwork, in dem verschiedene Personen involviert sind. Cillo und Heliane geben die finanziellen Rahmenbedingungen. Es liegt an mir und meinem Team, die bestmöglichen Lösungen zu finden.
Was macht MARINKO JURENDIC, wenn er nicht gerade für den FCZ am Arbeiten ist?
Ich bin ein Familienmensch und verbringe gerne Zeit mit meiner Frau und meinem Sohn. Ich lese gerne Bücher oder spaziere mit unserem Border Collie in der Natur.
Vielen Dank für das Gespräch wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg
Vielen Dank.